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Karl Schell - ab 1980

Ehrenbürger Altbürgermeister Karl Schell

Bürgermeister Karl Schell von 1962 bis 1977 * 14.01.1910 + 28.04.1984



Die Ernennung von Bürgermeister a. D. Karl Schell zum Ehrenbürger war für alle Einwohner, die mit den gemeinde- und vereinspolitischen Geschehnissen vertraut waren, nur eine Frage der Zeit; zu markant, zu unübersehbar waren seine Lebens- und Wirkensspuren schon in seiner Amtszeit als Bürgermeister. Den 70. Geburtstag des Altbürgermeisters (am 14. 1. 1980) hielten die Gemeinderäte und Bürgermeister Herrmann für den geeigneten Anlass, dem im Gemeindeleben vielfältig und fruchtbar wirkenden Vereinsidealisten und Bürgermeister a. D. die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.

Vom Frühjahr 1962 bis zum Tage seines 67. Geburtstages (am 14.1.1977) leitete Karl Schell verantwortungsbewusst, unparteilich, niemand zulieb und niemand zuleide, sein Amt mit dem Anspruch, den er anlässlich seiner Amtseinführung an sich selber gestellt hatte: „Ich will der erste Diener meiner Gemeinde sein". Diesem seinem gewählten Leitspruch, der hohe Anforderungen an Leistungskraft, Leistungswille, Bescheidenheit und Pflichtbewusstsein stellte, blieb Karl Schell während seiner gesamten Amtszeit unter psychischem und physischem Einsatz seiner ganzen Person treu.

Bürgermeister Karl Schell wirkte durch die Gediegenheit seiner Art ausgleichend und versöhnend als Bürgermeister und erst recht als Mensch. Er war ein Gegner der Konfrontationen und besaß ein sauberes, nüchternes Gefühl für Kompromisse, fern extremer Standpunkte des „Alles-oder-Nichts". Seine Fähigkeit des klugen Rates und maßvollen Schlichtens half ihm, und noch mehr anderen, in vielen schwierigen Situationen.

Sein Pflichtbewusstsein konnte von nichts beeinträchtigt werden, weder von gelegentlichen Anfeindungen, denen wohl jeder Bürgermeister einmal ausgesetzt ist, noch von einer längeren ernsten Krankheit. Mit Energie und Zähigkeit trug er das große Bündel der Verantwortung eines Bürgermeisters, dessen Amtseifer sein Privatleben stark einschränkte.

Sein korrekter, aber unkomplizierter Stil ließen ihm das Vertrauen zukommen, das er 14 Jahre lang als TSV-Vorsitzender und fünf Jahre lang als Chef des Musikvereins, zwei großen Ortsvereinen, genoss und das er auch brauchte, um die anstehenden Probleme zu meistern. Sein herausragender gesellschaftlicher Status war für ihn keine Bühne der Repräsentation; vielmehr verlieh er seinen vereinsdienenden Funktionen bestimmendes Gewicht und maßgebende Inhalte.

Den TSV, dem er seit 1928 als aktives Turnmitglied angehörte, führte er seinen sportlichen Höhepunkten als Vorsitzender entgegen: Die A-Jugend, die 1958 die Odenwaldmeisterschaft errang, spielte anschließend um die Badische Meisterschaft; 1959 gelang der 1. Mannschaft der Aufstieg in die 2. Amateurliga; der Sportplatz wurde erstmals mit vielen Arbeitsstunden freiwilliger Helfer umgebaut und das Sportheim 1960 mit der respektablen Eigenleistung von 16 000 DM erstellt.

Auch die Annalen des Musikvereins berichten von den Verdiensten des Karl Schell. Im Jahre 1968 rettete er den Verein aus einer drohenden Krise. Er übernahm auf Drängen der Mitglieder das Amt des Vorsitzenden und trug zum anschließenden gesellschaftlichen musikalischen Auftrieb des Musikvereins wesentlich mit bei. Der Grundstein des Vereins für die heutige Solidität und Leistungsstärke der Trachtenkapelle (unter Karl Schell wurde die attraktive Tracht der Musiker beschafft) wurde von Karl Schell gelegt.



Die Leistungen von Karl Schell als Bürgermeister

Straßenbau: Untere Weingartenstraße, Friedensstraße, Raiffeisenstraße, Jahnstraße, Walldürner Weg, Schulstraße, Rosenweg, Baumstraße, Am Haag, Hauptstraße. Erschließungsmaßnahmen: Anschluss der Tiefbohrung, Anschluss an die Rheintalwasserversorgung, Baulanderschließung am Leutschenberg, Am Ried, Industrie im Mantelsgraben, Ausbau vieler Feldwege; teilweise Umgestaltung und Neuanlagen im Friedhof; Bau der Waldhütte; Erweiterung des Festhallenplatzes; für den Kindergartenneubau leistete die Gemeinde 1970 einen Zuschuss von 110 000 DM.

Weitere Maßnahmen waren: Schulhauserweiterung (2. Bauabschnitt); Erstellung des Lehrerwohngebäudes; Ortsverschönerungsmaßnahmen; großes Heimatfest 1966; Schaffung einiger Kinderspielplätze, Erholungsanlagen; Fusion mit der Gemeinde Waldstetten im Jahre 1971. In den Jahren nach seiner Amtszeit als Bürgermeister erwarb sich Karl Schell zahlreiche Verdienste beim Heimatverein. Als Schriftführer amtierte er einige Jahre, nachdem er freiwillig und frühzeitig als Bürgermeister 1977 zurückgetreten war, obwohl seine Amtszeit bis 1982 gedauert hätte. Seine Beiträge im Vorstandsgremium des Heimatvereins zeugten von Realitätssinn und Sachkenntnis. Nachdem er sich wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes nicht mehr imstande fühlte, seinen Aufgaben als Schriftführer gerecht zu werden, wollte der Verein auf seine Mithilfe nicht verzichten und wählte ihn einmütig in den Beirat des Vereins, wo er bis zuletzt eine der wertvollen Stützen der Vorstandschaft blieb.

Zum ersten Planfest 1983 ließ er das zuvor im alten Schulhaus (jetziges Rathaus) angebrachte Buntglasfenster mit der Bildunterschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen" auf seine Kosten renovieren und im Heimatmuseum neu aufstellen.

Bei den Arbeiten zur Umgestaltung des alten Rathauses zum Heimatmuseum, die sich über Monate und Jahre hinzogen, war Ehrenbürger Karl Schell einer der fleißigsten und aktivsten freiwilligen Helfer; keine Arbeit war ihm zu viel oder zu gering. Er war nicht nur ein Mann des richtigen Wortes zur richtigen Zeit, sondern auch ein Mann, der Worten auch eigene Taten folgen ließ.

Am 2. Mai 1980 wurde Karl Schell und auch Bruno Störzer in einer Feierstunde in der Obst- und Festhalle in Anwesenheit der örtlichen Vereine und prominenter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Ehrenbürger-Urkunde überreicht. Am 28. 4. 1984 verstarb Ehrenbürger Karl Schell überraschend.