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Ehrenbürger Kreisrat Karl Fürst

Ehrenbürger Karl Fürst * 23.03.1925 + 10.01.2006



Glaubwürdiger politischer "Querdenker"

Bericht der Fränkische Nachrichten vom 23. März 2005

Höpfingens Ehrenbürger Karl Fürst wird 80 Jahre alt / Stetigkeit und Stimmigkeit in der Politik

Höpfingen. Ein "unverbesserlicher" politischer Vor-, Nach- und Querdenker, der weder um Beifall buhlt noch Pfiffe fürchtet, wird heute, Mittwoch 80 Jahre alt - der Höpfinger Ehrenbürger Karl Fürst, dessen Name für Wahrhaftigkeit, Stetigkeit und Stimmigkeit der Politik steht und dem Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit in allen Lebensbereichen oberste Maxime darstellen.

Als "von beiden Elternteilen politisch erblich vorbelasteten Menschen" definierte er sich einmal selbst. Politisch zu denken, reden und handeln füllte und erfüllte sein erfahrungsreiches Leben so sehr, dass man seine hauptberufliche Tätigkeit als Landwirt beinahe übersieht. Auf Karl Fürst trifft zu, was der preußische Staatsmann Otto von Bismarck auf sich münzte: "Jedes andere Steckenpferd sei von der Politik verschlungen worden".

Er bringt ein hohes spezifisches politisches Gewicht eines Kommunalpolitikers auf die Waage, das auf Redlichkeit, Ausgewogenheit, Gradlinigkeit und Sachkompetenz ausgerichtet ist. Dass sein breites öffentliches Wirken über 40 Jahre als Gemeinde- und Kreisrat und als Bürgermeister-Stellvertreter eine beispielhafte Lektion "politischer Zivilisation" verkörperte, kommt nicht von ungefähr, wenn man seinen familiären Hintergrund und die eigenen Erfahrungen kennt.

Doch nicht erst seine Fronterlebnisse oder der Ausgang des Krieges distanzierten den für Grund- und Menschenrechte sensibilisierten jungen Demokraten Karl Fürst vom damals fast verherrlichten diktatorischen System des Dritten Reiches. Schon als Neunjähriger spürte er in existenzbedrohender Weise, was es bedeutet, wenn ein Einzelner versucht, sich gegen die aufgehende Saat der totalitären Staatsgewalt zu stellen, als die politischen Machthaber seinem Vater, Ludwig Fürst, Kreisverordneten des Zentrums, in unmenschlicher Weise zusetzten, weil er sich nicht einschüchtern ließ, der politischen Richtung in Wort und Schrift als Zeitungsreporter entgegenzutreten.

Diese frühe Bekanntschaft mit der Brutalität eines "Unrechtsstaates" ließen den jungen Burschen zu einem politisch wachsamen Menschen reifen, der es nie "gelernt" hat, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten, wenn er Grundsätze der Fairness gefährdet sieht. Nichts war und ist Karl Fürst fremder als geistige Gleichschaltung. Prägende Jugenderfahrungen (sein Vater starb bereits 1934, die kinderreiche Familie musste ohne jegliche soziale Absicherung die Lebensexistenz meistern), und einschneidende Kriegserlebnisse überzeugten den von amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Karl Fürst von der Notwendigkeit des politischen "Jetzt erst recht-Standpunktes" entgegen dem "Ohne mich-Standpunkt", von dem viele politisch "Verführte" und Enttäuschte seiner Generation erfasst wurden.

Zunächst widmete er sich dem örtlichen Bauernverband und der Landjugend, der er als Kreisobmann politisches Gewicht verlieh. Schon als 18-Jähriger trat er 1943 in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr, der er viele Jahre als Schriftführer und im Verwaltungsrat diente und der er heute noch in der Altersmannschaft angehört.

Nachhaltige Eindrücke hinterließen die Fakten des "politischen Karl Fürst". Von 1953 bis 1994 gehörte er, mit Unterbrechung einer Amtsperiode, dem Kreistag als CDU-Kreisrat an, von 1962 bis 1994 g dem Gemeinderat als CDU-Mitglied. Von 1962 bis 1980 führte er seine Fraktion an. Bei allen Gemeinderatswahlen wurde er mit großem Vertrauenskapital von den Wählern ausgestattet, 1989 errang er sogar den Nachkriegs- Stimmenrekord. Von 1963 bis 1994 amtierte er ohne Unterbrechung als Bürgermeister-Stellvertreter. Gerade bei kniffligen Grundstücksverhandlungen in schwierigen Situationen der Gemeinde erwarb er sich den rühmenden Beinamen eines "ehrlichen Maklers".

Auch in kommunalen, berufsständischen und genossenschaftlichen Bereichen war sein ausgewogenes Urteilsvermögen geschätzt, so in Funktionen bei der Volksbank, als Vorsitzender eines genossenschaftlichen Fleischmarktunternehmens, bei verschiedenen gerichtlichen Instanzen als Beisitzer beim Verwaltungsgericht in Karlsruhe und als Jugendschöffe beim Landgericht.

Vielen Vereinen gehört Karl Fürst entweder als Mitglied, Ehrenmitglied, Vorstands- oder gar als Gründungsmitglied an, so beim TSV, Gesang-, Musik-, Heimat- und Obst- und Gartenbauverein. Bei der "Blona", der historischen Fastnachtsgesellschaft, amtierte er in den frühen 50-er Jahren sogar als Präsident.

Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen: unter anderem die Schulze-Delitzsch-Plakette des Raiffeisenverbandes, der Ehrenteller des Bauernverbandes Baden-Württemberg, das Bundesverdienstkreuzes, die Silberne Verdienstmedaille und als Krönung seiner politischen Laufbahn die Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde vor zehn Jahren.

Stets sucht der Jubilar die das politische Geschäft würzenden Meinungsverschiedenheiten auf dem freien Markt der konkurrierenden Argumente und Fakten auszutragen. Nicht der zu erwartende Beifall oder die zu befürchtende Kritik, sondern das Gemeinwohl der Bürgerschaft, die ihn in seine öffentlichen Ämter berief, legten die Maßstäbe seiner Entscheidungen. Sein politischer Weg ist geleitet von Unabhängigkeit und positivem Aktionismus. Sachlichkeit, Humanität und eine gute Portion "konservative Liberalität" kennzeichnen sein Demokratieverständnis.

In diesem fairen Geiste akzeptierte Karl Fürst auch politische Niederlagen und Enttäuschungen, die ihn persönlich trafen und schmerzten, aber nicht verbitterten. Als "Querdenker" war er nie ein bequemer Parlamentarier und machte es sich und anderen nicht leicht. Was er denn so als politischer Ruheständler treibe, werde er öfters gefragt. Eifrig, häufig und gern arbeitet er mit seinem Schlepper auf dem Feld und hilft seinem Sohn Andreas, der die Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt. Äußerst dankbar ist er für das harmonische Miteinander in Familie, Verwandtschaft und für die gute Nachbarschaft, doch der Verlust seiner Frau Annemarie vor vier Jahren schmerzt ihn sehr.

Seinen Geburtstag verbringt der Jubilar nicht zu Hause. ck



Trauer um Ehrenbürger Karl Fürst

Bericht der Fränkische Nachrichten vom 12. Januar 2006

Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister in Höpfingen / Liste der Auszeichnungen lang

Höpfingen. Die Gemeinde Höpfingen trauert um ihren Ehrenbürger Karl Fürst. Der verdienstvolle Kommunalpolitiker, der als Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister sowie als Kreisrat fast 40 Jahre lang die positive Entwicklung seiner Heimatgemeinde entscheidend mitgeprägt hat, starb am Dienstagabend nach kurzer schwerer Krankheit in einer Heidelberger Klinik im Alter von 80 Jahren.

Karl Fürst war ein Politiker, der nicht um Beifall buhlte; sein Name stand für Wahrhaftigkeit, Stetigkeit und Stimmigkeit. Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit in allen Lebensbereichen war für ihn auch in der Politik oberste Maxime. Als "von beiden Elternteilen politisch erblich vorbelasteten Menschen" definierte er sich einmal selbst: Politisch zu denken, reden und handeln erfüllte sein Leben so sehr, dass man seine hauptberufliche Tätigkeit als Landwirt beinahe übersehen konnte.

Auf Karl Fürst, der am 23. März 1925 in Höpfingen das Licht der Welt erblickte, traf zu, was der preußische Staatsmann Otto von Bismarck auf sich münzte: "Jedes andere Steckenpferd ist von der Politik verschlungen worden."

Dass sein breites öffentliches Wirken eine beispielhafte Lektion "politischer Zivilisation" verkörperte, kam nicht von ungefähr. Doch nicht erst seine Fronterlebnisse oder der Ausgang des Krieges distanzierten den für Grund- und Menschenrechte sensibilisierten jungen Demokraten vom diktatorischen System des Dritten Reiches. Schon als Neunjähriger spürte er in existenzbedrohender Weise, was es bedeutet, wenn ein Einzelner versucht, sich gegen die aufgehende Saat der totalitären Staatsgewalt zu stellen, als die politischen Machthaber seinem Vater Ludwig Fürst, Kreisverordneter des Zentrums, in unmenschlicher Weise zusetzten, weil er sich nicht einschüchtern ließ, der politischen Richtung als Zeitungsreporter entgegenzutreten.

Diese frühe Bekanntschaft mit der Brutalität eines "Unrechtsstaates" ließen den jungen Mann zu einem politisch wachsamen Menschen reifen. Prägende Jugenderfahrungen und einschneidende Kriegserlebnisse überzeugten den von amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Karl Fürst von der Notwendigkeit des politischen "Jetzt-erst- recht-Standpunktes" entgegen dem "Ohne-mich-Standpunkt", von dem viele politisch "Verführte" und Enttäuschte seiner Generation erfasst worden waren.

Zunächst widmete er sich dem Bauernverband und der Landjugend, der er als Kreisobmann politisches Gewicht verlieh. Schon als 18-Jähriger trat er 1943 in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr.

Von 1953 bis 1994 gehörte Fürst, mit Unterbrechung einer Amtsperiode, dem Kreistag als CDU-Abgeordneter an, von allen Parteien geschätzt, auch wenn oder gerade weil sich aus der Identität des "Ideal- und Realpolitikers" Karl Fürst manchmal angespannte Situationen ergaben.

Von 1962 bis 1994 gehörte Fürst dem Gemeinderat als CDU-Mitglied an. Von 1962 bis 1980 leitete er seine Fraktion. Bei allen Gemeinderatswahlen wurde er mit großem Vertrauenskapital von den Wählern ausgestattet, 1989 errang er sogar den Nachkriegs-Stimmenrekord. Von 1963 bis 1994 amtierte er ohne Unterbrechung als Bürgermeister-Stellvertreter.

Insgesamt stand er etliche Jahre in der Hauptverantwortung als Gemeindevorsitzender bei Krankheitsfällen der Bürgermeister. Auch in kommunalen, berufsständischen und genossenschaftlichen Bereichen war das ausgewogene Urteilsvermögen des Verstorbenen geschätzt, so in Funktionen bei der Volksbank, als Vorsitzender eines genossenschaftlichen Fleischmarktunternehmens, als Beisitzer beim Verwaltungsgericht in Karlsruhe und als Jugendschöffe beim Landgericht.

Vielen Vereinen gehörte Karl Fürst an, als förderndes Mitglied, Ehrenmitglied, Vorstands- oder gar als Gründungsmitglied. So dem TSV, Gesang-, Musik-, Heimat- und Obst- und Gartenbauverein. Bei der "Blona", der historischen Fastnachtsgesellschaft, amtierte er in den frühen 50er Jahren sogar als Präsident.

Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen: Karl Fürst wurde mit der Schulze-Delitzsch-Plakette des Raiffeisenverbandes, dem Ehrenteller des Bauernverbandes Baden-Württemberg, dem Bundesverdienstkreuz, der Silbernen Verdienstmedaille der Gemeinde und der Ernennung zum Ehrenbürger ausgezeichnet.

Nicht der zu erwartende Beifall oder die zu befürchtende Kritik, sondern das Gemeinwohl der Bürger, die ihn in seine öffentlichen Ämter berufen hatten, legten die Maßstäbe seiner Entscheidungen. Sein politischer Weg war geleitet von Unabhängigkeit und positivem Aktionismus, der nicht nach Beifall dürstete.

Sachlichkeit, Humanität und eine gute Portion "konservative Liberalität" kennzeichneten sein Demokratieverständnis. In diesem fairen Geiste akzeptierte Karl Fürst auch politische Niederlagen und Enttäuschungen, die ihn persönlich schmerzten, aber nicht verbitterten. Weil er als "Querdenker" nie ein bequemer Parlamentarier war und es sich und anderen nicht leicht machte, war sein Persönlichkeitsprofil stets markig, kantig, transparent und dadurch auch angreifbar.

Sehr am Herzen lagen dem Verstorbenen das harmonische Miteinander in der Familie und eine guten Nachbarschaft. Schmerzlich war der Verlust seiner Frau Annemarie, die vor fünf Jahren starb.

Der Rosenkranz für Karl Fürst wird heute und morgen jeweils um 18 Uhr gebetet. Die Beerdigung ist am Samstag, 14. Januar, um 11 Uhr auf dem Höpfinger Friedhof, anschließend Seelenamt. (ck)